Am Freitag, den 07.08.2020 erhielt ich eine E-Mail von Arne Drews (LFU) mit zwei Fotos zusammen mit der Frage, ob das der Ammendornfinger sei. Gefunden und Fotografiert wurde das Tier von Knud Schulz.
Da der Ammendornfinger, welcher eigentlich nur für besonders warme Gegenden in DE bekannt war, südlich Berlin und Brandenburg, sowie Saarland, Oberrhein- und Maingebiet, ist für Schleswig-Holstein in der Roten Liste eingestuft als „ausgestorben oder verschollen” – das bedeutet, er muss in SH schon mal heimisch gewesen sein.
Trotz der hohen derzeitige Temperaturen von 30 Grad im Schatten, bin ich am selben Abend zum Fundort ins südöstliche ehemalige Zonenrandgebiet gefahren und habe ein Weibchen mit einer Körperlänge von fast 17 mm mitgenommen.
Allein schon aufgrund der Körperlänge kommt keine andere Art als der Ammendornfinger (Cheiracanthium punctorium) in Betracht.
Nachtrag:
Eine Nachsuche im Jahr 2023 bestätigte das dortige Vorkommen unter Mitnahme eines männlichen Belegexemplars. Mittlerweile ist diese Art auch schon in Lehmrade und Lübeck nachgewiesen worden.
Mitte September 2019 entdeckte ich zufällig in Geesthacht die typischen Gespinste der „Echten Mauerspinne” an den Außenwänden der Anlieferzone eines Wirtschaftsbetriebes. Es handelt sich um typische kleine scheibenförmigen Gespinste, welche flach über Mauerfugen oder Rauputz gelegt werden. Von weitem sieht es aus wie schmutzige Flecken. Bisher ist diese Art nur aus südlicheren Teilen Deutschlands bekannt.
Da die Spinnen im September 2019 noch unreif waren, war eine wissenschaftliche Artbestimmung nicht möglich. Aus diesem Grund bin ich Mitte Mai 2020 nochmal nach Geesthacht gefahren, um am ursprünglichen Fundort Tiere einzufangen. Nach nunmehr vorliegendem Befund genitaler Bestimmung kann bestätigt werden: Die „Echte Mauerspinne” (Brigittea civica) kommt reproduktionsfähig in Schleswig-Holstein vor.
Noch im September 2019 entdeckte ich ähnliche Netze an der Außenfassade eines Biomarktes in Lübeck. Auch hier entnahm ich im Mai Tiere, um diese näher zu untersuchen. Nach derzeitigem Sachstand, handelt es sich hier nicht um dieselbe Art, sondern um die „Gewöhnliche Heckenkräuselspinne” (Dictyna uncinata), also eine seit vielen Jahren in SH etablierte Art.
Die Orchideenwiese in Bliestorf liegt am Kastorfer Mühlenbach. Am dort hin führenden Weg liegt ein Quellhang, welcher zur Wiese hin entwässert. Die Orchideenwiese wird von der Ortsgruppe Lübeck des BUND gepflegt und wird durch Mahd niedrig gehalten.
Ich habe auf dieser Wiese am 16.04.2017 Spinnen erfasst. Das Areal war ausgesprochen nass und der Untergrund weich. Es waren nur 5 Arten von Spinnen feststellbar, darunter zwei besonders seltene: Das Lückenköpfchen (Notioscopus sarcinatus) (Rote Liste SH: Extrem selten, R) mit 34 ♀ und die Kugelspinne Robertus arundineti (RL SH: sehr selten, D) mit 1 ♀.
Weitere Nachweise betragen folgende nach RL als sehr häufig und ungefährdet eingestuften Arten:
Den Sumpf-Nachtwolf (Trochosa spinipalpis) mit 3 ♂, sowie die beiden Baldachinspinnenarten Moor-Zierköpfchen (Walckenaeria kochi) (1 ♀) und das Schlichte Zierköpchen ( Walckenaeria vigilax). Anzumerken sei, dass ich Trochosa spinipalpis landesweit keinesfalls sehr häufig nachweisen konnte. Dies ist in meinen Augen entgegen dem, das in der Roten Liste steht, eine eher seltene Art im Land. Im Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern ist diese Art als selten und ungefährdet eingestuft.
Literatur
Lemke, Reinke, Vahder & Irmler (2013): Die Spinnen Schleswig-Holsteins Rote Liste. Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein.
Martin D. (2012): Rote Liste der Spinnen (Araneae) Mecklenburg-Vorpommern. Ministerium für Landschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, 66 S, ISSN 1436-3402.